PHILOSOPHIE

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Zeit

„Ich habe keine Zeit“, ein Satz, schnell dahergesagt und doch so wahr. Denn unsere Lebenszeit ist nunmal begrenzt. Umso wichtiger ist es, diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Was aber ist sinnvoll? Ratgeber in modernem „Zeit-Management“ helfen da meist nicht weiter. 

Oft arbeitet man alle geschäftlichen und privaten Termine aus dem Kalender konzentriert ab und fühlt sich dennoch hinterher, als sei man keinen Schritt weiter gekommen. Im Gegensatz dazu gibt es auch die Stunden oder gar Tage, die man scheinbar mit Freunden verlottert, aus denen man aber vieles lernt. Manchmal sind genau das die Gelegenheiten, die wir heute vernachlässigen, an die wir uns künftig aber als „die guten alten Zeiten“ erinnern werden. Statt „Zeit-Management“ deshalb eine kurze Geschichte:

Nach jetzt vielen Jahren des WT Studiums treffe ich mich regelmäßig und gerne mit einigen Kollegen zum Gespräch. Diese Augenblicke bedeuten mir sehr viel, denn stets habe ich dabei meine Freunde besser kennengelernt. Bei einer dieser Gelegenheiten sprachen wir über den Unterschied zwischen Zeit verschwenden und Zeit aufwenden.

Es liegt in unserer Hand

Ich sprach als erster und meinte: „Zeit aufzuwenden heißt für mich, sie auf eine bestimmte Art und Weise zu verbringen. Während der Trainingsstunden wende ich Zeit auf, genauso wie ich sie jetzt im Gespräch verbringe. Zeit zu verschwenden bedeutet, sie achtlos oder gedankenlos zu verschleudern. Wir alle können Zeit aufwenden oder verschwenden, und es liegt in unserer Hand, was wir mit ihr tun. Aber wenn sie vorbei ist, ist sie für immer vergangen.“

„Es ist das wertvollste Gut, das wir besitzen“, stimmte einer meiner Freunde zu. „Ich habe meine Zeit immer als aufgeteilt gesehen in unendlichen Augenblicken oder Transaktionen oder Kontakte. Jeder, der meine Zeit stiehlt, stiehlt mein Leben, er beraubt mich meiner Existenz. Je älter ich werde, desto mehr begreife ich, dass Zeit das einzige ist, was ich noch habe. Wenn heute jemand mit einem bestimmten Projekt zu mir kommt, dann kalkuliere ich die Zeit, die ich dafür brauchen werde, und stelle mir dann die Frage: ‚Will ich wirklich Wochen oder Monate der wenigen Zeit, die ich noch habe, auf dieses Projekt verwenden? Ist es das wert, oder verschwende ich nur meine Zeit?‘ Wenn ich die Sache meine Zeit für wert halte, dann tue ich es.

Gib den Zeit-Dieben keine Chance

Denselben Maßstab wende ich bei meinen Beziehungen zu Menschen an. Ich lasse es nicht zu, daß Menschen meine Zeit stehlen. Ich habe die Zahl meiner Freunde begrenzt auf diejenigen, mit denen ich eine glückliche Zeit verbringe, und sie wird nicht von gesellschaftlichen Normen diktiert.“

Als ich dies hörte, überlegte ich kurz und ging telefonieren. Als ich zurück kam, sagte ich: „Ich habe gerade einen Termin abgesagt. Das war jemand, der meine Zeit verschwendet und nicht aufwenden helfen wollte. Heute warst du mein Lehrer. Ich habe begriffen, wieviel Zeit ich mit bestimmten Leuten verschwende. Ich habe niemals daran gedacht, dass sie mir meine Existenz rauben, aber genau das tun sie.“

Auslegungssache

Ein guter Freund stand kürzlich während eines interessanten Gespräches hektisch auf: „Ich habe leider wenig Zeit. Ich muss jetzt gehen“. Er schaute mich verwirrt an, als ich ihm entgegnete: „Richtig! Aber genau deshalb bleibst du besser noch hier.

EWTO-Schulen Sifu Edel