PHILOSOPHIE
PHILOSOPHIE
Hoffnungen und Wünsche
Adventszeit, Weihnachten und Silvester:
Eine Zeit mit vielen Erinnerungen und Wünschen. Gerade jetzt zum Jahrtausendwechsel sind die Erwartungen besonders groß. Die Ziffern auf dem Kalender scheinen einen Einschnitt im Leben darzustellen. Viele versuchen, für sich selbst Bilanz zu ziehen:
- Was habe ich erreicht?
- Mache ich alles richtig?
- Was will ich noch erreichen?
Werden die Ziele zu hoch gesteckt, ist die Enttäuschung vorprogrammiert.
Vor ein paar Tagen bat mich einer meiner Schüler um Hilfe. Er war etwas verstört.
Er sprach: „Zur Weihnachtszeit beschäftigen sich die Menschen besonders mit der Hoffnung und warten geduldig. Auf was warten sie denn?“
Ich antworte ihm: „Weißt du, viele Menschen haben zur Weihnachtszeit Angst vor dem Glücklichsein. Denn um glücklich zu sein müssen wir viel an uns und unseren Gewohnheiten aufgeben oder ändern. Häufig sträuben wir uns gegen die guten Dinge, die uns widerfahren, halten uns ihrer für unwürdig. Besonders zur Weihnachtszeit haben wir Angst davor, mehr zu schenken als wir uns selbst an Beachtung wünschen. Somit bleibt nur das Warten und die Hoffnung darauf, in niemandens Schuld zu stehen. Das richtige Verhältnis zwischen Geben und Nehmen macht hier die Unsicherheit.“
Mein Schüler sprach weiter:
„Am Jahreswechsel üben die Menschen sich in Versprechungen für sich selbst und andere. Jedoch sind die guten Vorsätze ein paar Tage später wieder vergessen. Ich weiß nun nicht genau, ob ich wirklich warten möchte und auch meine Wünsche vergessen soll.“
Ich antwortete: „Zum Jahreswechsel beschäftigt der Mensch sich mit seinem Weg und den vollbrachten Leistungen in der Vergangenheit. Sehr oft lassen wir Unerledigtes zurück. Wir wünschen uns, dies zu ändern. Wir wollen von vorne beginnen, zukünftiges besser tun. Dann jedoch ist ein paar Tage später unser altes Leben zurück. Daran ist nichts schlimmes. Das Leben besteht nicht aus großen Wundern. Hier wären kleine Schritte wünschenswert. Denn mit allzu großen Wünschen und Vorsätzen überfordern wir uns und andere. Realistische Vorstellungen dagegen, die man in den Alltag integieren kann, können wir verwirklichen und uns daran erfreuen, wenn es klappt. Andernfalls sind wir enttäuscht und verbittert – und warten wieder nur auf das nächste Jahr.“